Presse

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Pressemitteilung


13.10.16

Drücken bis der Arzt kommt

Bei einem Herzstillstand werden Laien zum Teil der Rettungskette


Acht Minuten, zehn oder sogar zwölf? Wie schnell Feuerwehr und Rettungsdienst einen Einsatzort erreichen, diese Frage erhitzt immer wieder die Gemüter, zuletzt in Nachbarstädten wie Oberhausen und Duisburg. Für Dr. Ingmar Gröning haben diese Diskussionen eine gefährliche Nebenwirkung. Sie führen in die Irre. „Der Erste in der Rettungskette ist nicht der Sanitäter oder der Notarzt", sagt der Chefarzt der Notaufnahme am Evangelischen Krankenhaus Mülheim. „Der Erste in der Rettungskette ist der, der auch 112 anruft.“ Denn der ist der Einzige, der den Kreislauf aufrechterhalten kann, bis die Mediziner eintreffen. Und das ist denkbar einfach: durch drücken.

 

Zur Wiederbelebung kursieren eine Vielzahl von Begriffen und Beschreibungen. Verbreitet ist auch die Angst, etwas falsch zu machen. Die Folge: In Deutschland drücken viel zu wenige Jedermann-Helfer beherzt zu. Für den Kranken kann das fatal ausgehen. Schon nach drei bis fünf Minuten Herzstillstand treten unumkehrbare Hirnschäden ein. Gröning sagt daher: "Man kann in einer solchen Notsituation nichts falsch machen. Falsch ist es nur, nichts zu machen."

 

Die rettende Botschaft zu verbreiten, hat sich auch die Internationale Fachgesellschaft für Reanimation vorgenommen und den 16. Oktober zum Europäischen Tag der Wiederbelebung ausgerufen. Gröning begrüßt die Initiative: "Es ist wichtig, den blinden Fleck in der Rettungskette zu beseitigen."

 

Zu der zählen die Jedermann-Helfer, ein professioneller Rettungsdienst und zuletzt eine spezialisierte Klinik. In Mülheim ist das seit 1979 die Kardiologische Klinik am Evangelischen Krankenhaus mit ihrer Notaufnahme ("Chest Pain Unit"), dem  Herzkatheter-Zentrum und einer auf Wiederbelebungsfälle spezialisierten Intensivstation. Modernste Geräte reichen dabei alleine nicht aus. „Es kommt auf die Expertise und die Erfahrung sowie das perfekte Zusammenspiel mit dem Team der Notaufnahme und der Intensivstation an", sagt Chefarzt Professor Feraydoon Niroomand. Seit 1979 sind am Evangelischen Krankenhaus mehr als 40.000 Herzkatheter durchgeführt worden. Ein Team aus mindestens vier erfahrenen interventionellen Kardiologen, drei diensthabenden Ärzten sowie spezialisierten Schwestern und Pflegern steht dafür an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr zur Verfügung.

 

Nicht jede Herzerkrankung erfordert eine Katheteruntersuchung, sagt Professor Niroomand. Aber nach Herzstillstand ist der arterielle Eingriff die Basis für den Heilungserfolg – wenn die Rettungskette zuvor nicht abgerissen ist. Im Klartext: Drücken, drücken, drücken.