Presse

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Pressemitteilung


12.06.15

Den Krebs verwundbar machen

Priv.-Doz. Dr. Jan Schröder vom Evangelischen Krankenhaus Mülheim über Fortschritte im Kampf gegen bösartige Tumorerkrankungen.


35.000 Mitglieder, 15.000 Ärzte, ein Thema: Krebs. Das Jahrestreffen der weltgrößten klinischen Krebsgesellschaft ASCO in Chicago endete Anfang Juni mit einer guten Nachricht für die Patienten. „Es gibt einen neuen Ansatz in der Bekämpfung der Krankheit", sagt Priv.-Doz. Dr. Jan Schröder, leitender Onkologe am Evangelischen Krankenhaus Mülheim. PD1-L1 heißen die Antikörper, die die körpereigene Abwehr befähigen, Krebszellen zu töten. Die in Chicago präsentierten Ergebnisse aus zahlreichen Studien waren“, sagt Schröder, „so einhellig wie beeindruckend.“ Die Überlebenschance im Fünf-Jahres-Zeitraum stieg deutlich, unabhängig von den betroffenen Organen. Ab Oktober werden diese Medikamente auch in Deutschland für bestimmte Erkrankungen zugelassen sein. „Und wir werden sie einsetzen", sagt Schröder.

 

Als erfahrener Onkologe ist Schröder weit davon entfernt, von Hoffnung zu sprechen und erst recht vorsichtig, solche zu wecken. Die Studienergebnisse sind gleichwohl erstaunlich. „Dieser Begriff fiel häufig, wenn Kollegen ihre Forschungsresultate vorlegten". In der Tat: Die Stimulation der körpereigenen Abwehrkräfte zeigte sich im statistischen Mittel den Chemotherapien überlegen, sowohl bei Hautkrebs als auch bei Nierenzellen-, Blasen-, Leber-, Lungen, Dickdarm- oder Hals- und Kopfkrebs. Zudem waren mehr Patienten nach fünf Jahren noch tumorfrei. Unter Fachmedizinern ist das die Zielmarke für einen positiven Verlauf. Bei anderen, allerdings fortgeschrittenen Krankheitsverläufen, verlängerte sich der Überlebenszeitraum erheblich.

 

So ermutigend die Resultate sind, ein Automatismus sind sie in nicht. „Krankheiten sind so individuell wie die Menschen, die sie haben", sagt der Onkologe Schröder. Ob und wann eine Immuntherapie angezeigt ist, ob sie die Standardtherapie ersetzt oder ergänzt, das hänge von vielen Faktoren ab und sei niemals eine Garantie. „Das Mittel, das den Krebs wie auf Knopfdruck besiegt, kann es absehbar nicht geben", sagt Schröder. Diagnose und Therapie benötigen weiterhin einen ganzheitlichen Ansatz, der Lebensumstände und genetische Veranlagung berücksichtigt und ein interdisziplinäres Vorgehen erfordert.

 

Stichwort Asco
Die American Society oft Clinical Oncology ist mit 35000 Mitgliedern der weltweit größte Zusammenschluss von Fachmedizinern und Forschern zum Thema Krebs, einer Erkrankung, an der allein in Deutschland nach Angaben der Deutschen Krebsgesellschaft 225000 Menschen pro Jahr sterben. Die Jahrestagung in Chicago ist traditionell er Ort, um Erkenntnisse und Ergebnisse der angewandten Krebsforschung der internationalen Fachwelt zu präsentieren.

 

Stichwort Evangelisches Krankenhaus
Priv-Doz. Dr. Jan Schröder ist in Mülheim Leiter der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin. Dort und in den vier Zentren des Hauses (Brustkrebs, Darmkrebs, Pankreaskrebs und Prostata) werden pro Quartal rund 2000 Patienten ambulant betreut.

 

Stichwort PD1-L1
Tumorzellen haben die Eigenschaft, sich vor dem Immunsystem des Körpers zu verbergen. Wirkstoffe der Immuntherapie (Checkpoint-Hemmer) blockieren diesen unerwünschten Schutzmechanismus. Die körpereigene Abwehr ist wieder in die Lage, Krebszellen zu erkennen und zu beseitigen. PD1-L1 ist dabei der bislang wirksamste Antikörper, der bei einem Viertel, manchmal einem Drittel der Patienten anschlug. Die Forschung zielt weiter darauf ab, die Wirksamkeit zu erhöhen und Nebenwirkungen, etwa Entzündungsprozesse, zu verringern. Vorläufer (CTL4), wie sie auch das Evangelische Krankenhaus Mülheim einsetzt, hatten bereits bei der Behandlung von bösartigem Hautkrebs zu deutlich höheren Überlebensraten geführt.

Service/Links: evkmh.de, krebsgesellschaft.de, asco.com, cancer,net
Telefonkontakt zur Onkologie Mülheim 0208 309-2699