Wundmanagement

An dieser Stelle stellen wir Themen aus dem Krankenhaus- und Patientenalltag vor. Mit fiktiven Patientengeschichten und für den Laien verständlich geschrieben erklären unsere Chefärzte, was genau ein Reizmagen ist oder warum es wichtig ist, Rollatoren richtig einzustellen. Die Texte dieser Serie wurden auch in der Mülheimer Woche veröffentlicht. 

Erna M. arbeitet im Garten.

Sie stößt sich an einem Blumenkübel, die kleine Wunde am rechten Außenknöchel blutet. Erna M. ist nicht wehleidig: Wund- und Heilsalbe und ein Pflaster drauf und fertig, denkt sie.

Doch die Wunde entzündet sich. Die Seniorin besorgt sich jodhaltige Desinfektionsmittel und einen sogenannten „modernen Wundverband“ aus Schaumstoff. Die Entzündung bessert sich, allerdings schwillt das Bein immer mehr an und das Laufen fällt ihr schwer. Die Wunde ist mittlerweile größer geworden, sie riecht manchmal unangenehm und es läuft ständig etwas Wundflüssigkeit in die Schuhe.

„Normalerweise verheilt eine Wunde innerhalb von zwei bis drei Wochen“, sagt Martin Motzkus, Wundmanager am Evangelischen Krankenhaus Mülheim (EKM). „Ist das nicht der Fall oder entzündet sich die Wunde, sollten die Betroffenen zu ihrem Hausarzt gehen.“

Erna M. will das aber nicht. „Viele Menschen schämen sich auch für ihre Wunden, weil sie nicht heilen, unangenehm aussehen und riechen“, sagt Martin Motzkus.

Leitung Wundmanagement

Martin Motzkus

Tel.: 0208/309 4077

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Ein Herzanfall führt Erna M. schließlich ins Krankenhaus. Der behandelnde Arzt in der Kardiologie sieht die Wunde an ihrem Knöchel und meldet ein Wundkonsil an. Dabei macht sich der Wundmanager auf der Station ein Bild von der Situation. „Bei Wunden, die nicht heilen, müssen wir zum einen herausfinden, warum das so ist. Denn: Ohne Diagnose keine Therapie und ohne Therapie keine Heilung“, so Martin Motzkus. „Zum anderen müssen wir natürlich die Wunde selbst behandeln.“ Oft ist auch eine fachärztliche Expertise erforderlich, wie zum Beispiel die der Gefäßchirurgie, so wie bei Erna M.

Bei ihr steht die Diagnose schnell fest: Eine Venenschwäche verhindert die Heilung. Bei der chronischen Veneninsuffizienz ist der  Blutrückfluss aus den Beinen gestört. Grund dafür können zum Beispiel Krampfadern oder Thrombosen sein. Oft sind dann Venenklappen defekt und das Blut staut sich in den Beinen. „Anzeichen dafür sind schwere Beine und Schwellungen, Hautveränderungen und Wunden, die schlecht heilen“, weiß Motzkus. Auch viele andere Erkrankungen wie arterielle Durchblutungsstörungen (Raucherbein) oder Diabetes können zu schlechter Wundheilung führen.

Bei Erna M. wird neben dem Herzanfall auch die chronische Veneninsuffizienz behandelt. Speziell ausgebildete Pflegefachkräfte versorgen außerdem gemeinsam mit dem Team der Station die Wunde. Sie wird regelmäßig gereinigt und mit speziellen Verbänden versorgt. „Dabei achten wir darauf, dass wir für jede Wunde den geeigneten Verband finden“, sagt Martin Motzkus. Erna M. erhält wegen ihrer Veneninsuffizienz Kompressionsverbände.

Nach der Entlassung organisiert das Krankenhaus einen speziellen Pflegedienst für sie und  übermittelt Behandlungsvorschläge für die Wunde an ihren Hausarzt. Nach sechs Wochen ist die Wunde an Erna M.s Knöchel verheilt.

Info-Box:
Wundmanager verfügen über eine Qualifikation wie zum Beispiel Wundexperte (ICW), ggf. mit weiterführenden Kursen. Diese so spezialisierten Fachpflegekräfte sind zusammen mit Ärzten und anderen Berufsgruppen für die Versorgung von Menschen mit chronischen Wunden sowie die Umsetzung präventiver und lokaltherapeutischer Maßnahmen zuständig.

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