Wirbelbruch

An dieser Stelle stellen wir Themen aus dem Krankenhaus- und Patientenalltag vor. Mit fiktiven Patientengeschichten und für den Laien verständlich geschrieben erklären unsere Chefärzte, was genau ein Reizmagen ist oder warum es wichtig ist, Rollatoren richtig einzustellen. Die Texte dieser Serie wurden auch in der Mülheimer Woche veröffentlicht. 

Anne P. weiß nicht, woher der Schmerz kommt 

Anne P. wacht mitten in der Nacht auf. Ihr Rücken schmerzt – und sie kann sich nicht erklären, warum. „Gestern habe ich doch gar nichts Anstrengendes gemacht“, denkt die 70-Jährige. „Und ich habe doch nur im Bett gelegen, was soll denn da passiert sein…“ Aber die Schmerzen sind da, im unteren Bereich ihres Rückens. Und zwar so stark, dass sie gleich am nächsten Tag zum Arzt geht. 

Chefarzt
Dr. med. Ulf Kerkhoff
Tel.: 0208 309-2461
Fax: 0208 309-2465
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Bei Anne P. stellt der Arzt einen Wirbelbruch fest. Ein Zeichen dafür ist, dass Anne P. starke Schmerzen hat, als der Arzt auf den betroffenen Wirbel klopft. Die Patientin ist von dieser Diagnose schockiert und malt sich gleich das Schlimmste aus. „Querschnittslähmung“ ist das Erste, was ihr einfällt. Sie zeigt jedoch keinerlei Lähmungserscheinungen und verspürt auch keine Taubheit. Der Arzt beruhigt sie. Doch für Anne P. ist immer noch unerklärlich, wie sie sich beim Schlafen einen Wirbel brechen konnte.

Bei älteren Menschen, vor allem bei Frauen, die unter Osteoporose leiden, können solche Wirbelbrüche auch ohne Unfälle oder Stürze auftreten, weiß Dr. Ulf Kerkhoff, Chefarzt der Klinik für Unfall-, Wirbelsäulenchirurgie und Orthopädie am Evangelischen Krankenhaus Mülheim. „Diese sogenannten pathologischen, also krankhaften Brüche können schon entstehen, wenn die Menschen eine leichte Einkaufstasche anheben, wenn sie niesen oder wenn sie sich im Bett umdrehen.“

 

Bei Osteoporose verlieren die Knochen an Stabilität, werden brüchig. Bei Frauen ist oft der Östrogenmangel nach den Wechseljahren ein Grund für die Erkrankung. Anne P. wusste bislang nicht, dass sie an Osteoporose erkrankt ist. „Die Krankheit entwickelt sich oft schleichend und die Betroffenen verspüren manchmal keine Symptome“, sagt Dr. Kerkhoff.

Minimalinvasiver Eingriff mit großer Wirkung

Bei Anne P. helfen die konservativen Behandlungsmethoden, die bei einem Wirbelbruch eingesetzt werden, nicht. Sie leidet weiter unter Schmerzen, trotz Schmerzmitteln und einer schonende Mobilisierung. Da ihr Bruch frisch ist, können die Ärzte in einem modernen Verfahren den Wirbel mit Knochenzement auffüllen (Kyphoplastie). Dafür wird der Wirbel in einem minimalinvasiven Eingriff mit einem Ballon aufgerichtet, so dass die ursprüngliche Wirbelkörperform wieder hergestellt ist. Der Hohlraum, der dabei entsteht, wird mit Knochenzement aufgefüllt, der sehr schnell härtet. „Nach diesem Eingriff sind die Patienten schnell schmerzgelindert oder schmerzfrei und die Wirbelsäule ist an dieser Stelle auf Jahre geschützt“, sagt Dr. Kerkhoff. Dieses Verfahren funktioniert allerdings nur bei frischen  Brüchen, ältere Brüche sind schon so fest, dass die Wirbel nicht mehr aufgerichtet werden können.

 

Anne P. ist drei Tage nach der OP wieder zuhause. Die Rückenschmerzen, die der Wirbelbruch verursacht hat, sind fast verschwunden, und wegen ihrer Osteoporose ist sie nun bei ihrem niedergelassenen Arzt in Behandlung.

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