Leistenbruch

An dieser Stelle stellen wir Themen aus dem Krankenhaus- und Patientenalltag vor. Mit fiktiven Patientengeschichten und für den Laien verständlich geschrieben erklären unsere Chefärzte, was genau ein Reizmagen ist oder warum es wichtig ist, Rollatoren richtig einzustellen. Die Texte dieser Serie wurden auch in der Mülheimer Woche veröffentlicht. 

Schmerz nicht auf die leichte Schulter nehmen

Peter K. ist Sportler. Er spielt an zwei Abenden in der Woche Fußball, am Wochenende sind regelmäßig Turniere. Seit ein paar Tagen schon hat er Schmerzen in der Leiste. Es ist ein ziehender Schmerz, besonders beim Gehen oder Hinsetzen. „Hab ich mir wieder die Leiste gezerrt“, denkt Peter K. Für ihn als Fußballer ist das kein großes Ding. Aber die Schmerzen werden nicht besser, auch nach Wochen nicht. Also geht er doch zu seinem Hausarzt.

Chefarzt und Ärztlicher Direktor

Chefarzt und
Ärztlicher Direktor
Prof. Dr. med.
Heinz-Jochen Gassel
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Sein Arzt stellt bei der Untersuchung fest: Das ist keine Zerrung, sondern ein Leistenbruch. Charakteristisch dafür ist, dass die Schmerzen, die Peter K. spürt, in Richtung seiner Genitalien strahlen. Der Hausarzt überweist seinen Patienten zum Chirurgen. „Ein Leistenbruch lässt sich durch Tasten und Ultraschall schnell erkennen“, erklärt Professor Heinz-Jochen Gassel, Chefarzt der Chirurgischen Klinik am Evangelischen Krankenhaus Mülheim (EKM).

Leistenbrüche können nicht nur beim Sport und großen Anstrengungen auftreten, sondern auch beim Husten, beim Tragen oder beim Toilettengang. Dabei stülpt sich das Bauchfell sackartig durch eine Lücke in der Bauchdecke im Bereich des Leistenkanals. Ist diese Öffnung aber zu groß, treten durch sie auch Teile der Eingeweide heraus. Männer sind sehr viel häufiger davon betroffen als Frauen.

Schmerzen werden für eine Zerrung gehalten

Peter K. kommt um eine Operation nicht herum. Denn, so weiß Professor Gassel, alle nicht-operativen Behandlungsmethoden wie Bruchbänder helfen nicht oder nur kurzfristig. Mithilfe eines Schlüssellochverfahrens, bei dem kleine Zugänge einen großen Hautschnitt ersetzen, setzen die Chirurgen bei einem Leistenbruch von innen ein Kunststoffnetz an die Stelle der Öffnung ein. Darum herum bildet sich eine Narbe, die das Netz festhält. Das Schlüssellochverfahren hat laut Professor Gassel viele Vorteile: Nach der Operation haben die Patienten weniger Schmerzen, sie können sich bald schon wieder bewegen und nach etwa einer Woche ihr Bein voll belasten. „Sonst dauert das fünf bis sechs Wochen“, weiß der Chefarzt. Außerdem ist es nach diesem Eingriff weniger wahrscheinlich, dass ein erneuter Leistenbruch auftritt.

 

Professor Gassel weiß, dass viele Patienten lange warten, bis sie mit Schmerzen in der Leiste zum Arzt gehen – so wie Peter K. Selbst wenn Patienten eine Vorwölbung in der Leiste sehen oder spüren, heißt das nicht, dass sie sofort den Arzt aufsuchen. Dabei kann das ebenfalls auf einen Leistenbruch hinweisen. „Viele denken: Das kommt von alleine, das geht auch wieder von alleine“, so der Chefarzt. Ein Irrtum. „Wenn sich der Leistenbruch vergrößert, können auch Bauchorgane wie beispielsweise der Darm eingeklemmt werden. Das führt zu großen Schmerzen und kann sogar lebensgefährlich werden.“ In diesem Fall hilft nur eine Not-Operation. „Am EKM haben wir 15 solcher Fälle pro Jahr“, sagt Professor Gassel

INFO: Bei einem Schlüssellochverfahren führen die Chirurgen - wie durch ein Schlüsselloch - eine Kamera und spezielle Operationsinstrumente in den Körper ein. So haben die Patienten nach der Operation weniger Schmerzen und sind schneller wieder fit. Auch die Operationsnarbe bleibt dabei so klein wie möglich.

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