Inkontinenz bei Frauen

An dieser Stelle stellen wir Themen aus dem Krankenhaus- und Patientenalltag vor. Mit fiktiven Patientengeschichten und für den Laien verständlich geschrieben erklären unsere Chefärzte, was genau ein Reizmagen ist oder warum es wichtig ist, Rollatoren richtig einzustellen. Die Texte dieser Serie wurden auch in der Mülheimer Woche veröffentlicht. 

Elke W. fühlt sich eingeschränkt 

Elke W. hatte sich sehr auf den Ausflug nach Berlin mit ihren Freundinnen gefreut. Vier Nächte in Berlin! Doch die Fahrt mit dem Bus dorthin dauert acht Stunden. Jetzt überlegt die 56-Jährige, die Reise abzusagen. Denn ihre Inkontinenz ist schlimmer geworden. Das ist ihr zum einen sehr peinlich, zum anderen hat sie Angst, dass sie die Busfahrt nicht schafft.

Chefärztin

Chefärztin Dr. med. 

Andrea Schmidt

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Anfangs verlor Elke W. nur ein paar Tropfen Urin, wenn sie nieste oder lachte. Inzwischen ist es eher ein Schwall – und sie hat es nicht unter Kontrolle. Die Mutter zweier Kinder erträgt ihre Inkontinenz bislang schweigend. „Das ist halt so“, denkt sie sich. „Das Alter und die Geburten…“ Aber es schränkt sie ein. Sie macht weniger Sport, weil sie auch dabei Urin verliert. Sie tanzt auf Partys nicht mehr, obwohl sie das immer gerne getan hat.

Elke W. leidet still. Und unnötigerweise. „Die Harninkontinenz vermindert bei vielen Frauen die Lebensqualität – und das muss nicht sein“, sagt Dr. Andrea Schmidt, Chefärztin der Mülheimer Frauenklinik am Evangelischen Krankenhaus Mülheim (EKM). Das Thema Inkontinenz ist immer noch ein Tabu-Thema. Dabei leiden zwischen 30 und 40 Prozent aller Frauen über 50 Jahren daran.

 

Es gibt verschiedene Ursachen für Inkontinenz. Bei Elke W. spielt beispielsweise ihr Alter eine Rolle. „Frauen ab 50 produzieren weniger Östrogen“, sagt Dr. Schmidt. Dieser Mangel kann zu einer Schwächung des Bindegewebes im Beckenbereich führen. Außerdem haben die zwei Geburten ihren Beckenboden belastet, oder wie die Ärzte sagen: traumatisiert. Die Inkontinenz muss nicht sofort nach der Geburt auftreten, sondern kann auch erst Jahre danach zu Beschwerden führen.

 

Dr. Schmidt rät allen Frauen mit Inkontinenz, früh zu ihrem Hausarzt oder Gynäkologen zu gehen, denn je eher man mit der Therapie beginnt, desto besser.

Oft reicht schon ein muskuläres Training aus, das den Beckenboden stärkt. „Diese Beckenbodengymnastik kann man ganz einfach in den Alltag integrieren, etwa beim Warten auf die Straßenbahn oder beim Zähneputzen“, sagt die Chefärztin. Reicht das nicht aus, gibt es Hilfsmittel wie die Elektrostimulations- und Biofeedbacktraining. Durch Training mit  elektrischen Stromimpulsen in einer Sonde wird dabei die Kontraktionsfähigkeit des Muskels gestärkt. Das trainiert den Beckenboden. „Dadurch erreichen wir gute Effekte.“ Als weitere Möglichkeit gibt es eine minimal-invasive Operation, bei der ein sogenanntes spannungsfreies Bändchen (TVT) unter die Harnröhre gelegt wird. „Die Heilungsraten sind sehr hoch“, sagt Dr. Schmidt. Die Operation dauert nur 20 Minuten und die Patientinnen müssen nur kurz stationär aufgenommen werden.

 

„Wichtig ist, dass die Frauen nicht denken, dass sie mit der Inkontinenz leben müssen“, sagt Dr. Schmidt. „Auch ältere Frauen sind heute fit und viel unterwegs und müssen sich nicht einschränken lassen durch ihre Inkontinenz.“ Einen Satz von der Gynäkologin Jeanette Brown aus den USA gibt Dr. Schmidt ihren Patientinnen gerne mit auf den Weg: „Die Blasenschwäche bringt Sie nicht um, sie nimmt Ihnen nur das Leben“ – und genau das muss nicht sein.

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