Gangschule

An dieser Stelle stellen wir Themen aus dem Krankenhaus- und Patientenalltag vor. Mit fiktiven Patientengeschichten und für den Laien verständlich geschrieben erklären unsere Chefärzte, was genau ein Reizmagen ist oder warum es wichtig ist, Rollatoren richtig einzustellen. Die Texte dieser Serie wurden auch in der Mülheimer Woche veröffentlicht. 

Aus der Praxis des Evangelischen Krankenhauses.
Heute: Gangschule vor der OP.

Gisela V. bekommt ein neues Kniegelenk. Sie ist 66 Jahre alt und hat vor dem Eingriff keine Angst –  sie freut sich darauf, bald wieder mobiler zu sein. Doch wovor sie Angst hat, ist die Zeit direkt nach der Operation.

Denn sie hat bei ihrem Sohn gesehen, dass das Laufen mit Gehhilfen nicht so einfach ist. Der hatte nach einem Beinbruch vor zwei Jahren für einige Wochen Krücken. „Was ist, wenn ich direkt nach der Operation stürze, weil ich mit den Krücken nicht zurechtkomme?“, fragt sich Gisela V.

Chefarzt
Dr. med. Ulf Kerkhoff
Tel.: 0208 309-2461
Fax: 0208 309-2465
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Nach einem Gespräch mit ihrem Arzt am Krankenhaus hat sie eine Lösung: die Gangschule vor der OP. „Nach einer Operation sind Patienten oft nicht in der Lage, das Gehen an Unterarmstützen entspannt zu üben. Sie haben Angst, zu fallen und sich zu verletzen“, weiß Dr. Ulf Kerkhoff, Chefarzt der Klinik für Unfall-, Wirbelsäulenchirurgie und Orthopädie sowie Leiter des EndoProthetikZentrums (EPZ) am Evangelischen Krankenhaus Mülheim (EKM). Daher bietet das EKM gemeinsam mit dem Gesundheitszentrum Physalis ein spezielles Training an.

„Bei der Gangschule vor der OP üben wir, mit Gehhilfen ebenerdig und auf Treppen zu gehen“, erklärt Joachim Karenfeld, Physiotherapeut der Physalis. Denn es sei nicht so einfach, an Gehhilfen zu laufen. „Das sollten die Patienten vor der Operation üben, das erleichtert die Mobilisation nach dem Eingriff.“

Gisela V. freut sich über die Möglichkeit, den Umgang mit den Stützen zu lernen, bevor es ernst wird. „Die Patienten erfahren außerdem, welche Bewegungen sie nach der Operation vorübergehend vermeiden sollten“, sagt Karenfeld. Bei Hüftendoprothesen gehörten zum Beispiel das Übereinanderschlagen der Beine, tiefes Bücken oder tiefes Sitzen dazu.

Gisela V. übt unter Anleitung, wie sie nach dem Eingriff mit dem neuen Kniegelenk die wichtigsten Alltagsbewegungen wie beispielsweise das Aufstehen von Stuhl oder Bett.

30 Minuten Gangschule mit großer Wirkung

Die Gangschule vor der OP dauert nur 30 Minuten, aber für Gisela V. ist sie eine große Beruhigung. Sie fühlt sich nun sicher und optimal vorbereitet. „Diese Gangschule ist aber nicht nur für Menschen geeignet, die ein neues Knie-, Hüft- oder Sprunggelenk erhalten, sondern auch für Patienten, bei denen Umstellungsoperationen anstehen – wenn also X- oder O-Beine korrigiert werden“, sagt Dr. Kerkhoff.

Gisela V.s Operation verläuft gut. Bereits kurz nach dem Eingriff kommt ein Physiotherapeut zu ihr auf das Zimmer, um mit ihr erste Übungen zu machen, bevor die Rehabilitation beginnt. Gisela V. freut sich, ein bekanntes Gesicht zu sehen. Der Physiotherapeut ist ihr schon bei der Gangschule vor der OP begegnet. In die Reha startet Gisela V. dann mit einem neuen Kniegelenk und auf Stützen, mit denen sie bereits gut umgehen kann. 

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