Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie

Die moderne Radiologie ist in der heutigen Zeit in der Diagnosestellung und Behandlung von Erkrankungen nicht mehr wegzudenken. Dabei steht sie für einen stetigen Fortschritt und ein hohes Maß an Innovationen. Mit dem kompletten Spektrum neuester Untersuchungsmethoden führen wir Sie mit der richtigen Diagnose zur erfolgreichen Therapie.

Als fünfte Klinik überhaupt und als erste in NRW ist die Radiologie am Evangelischen Krankenhaus Mülheim von der Deutschen Gesellschaft für interventionelle Radiologie als Zentrum zertifiziert worden.

Chefarzt

Chefarzt Prof. Dr. med. 
Claus Nolte-Ernsting
Tel.: 0208 309-2701
Fax: 0208 309-2725
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Pressemitteilung


Dienstag, 19.05.2015

Fortschritt auf engstem Raum : Neue Therapieoption bei Gefäßverengungen im Kniegelenk

Patienten mit verstopften Arterien erfahren seit Langem durch den Einsatz von Stents Hilfe. Praktische Erkenntnisse aus dem Gefäßzentrum des Evangelischen Krankenhauses Mülheim machen diese Technik nun zu einer Therapieoption bei Gefäßverengungen und -Verschlüssen in einem anatomisch besonders schwierigen Terrain – dem Kniegelenk. Professor Claus Nolte-Ernsting, Chefarzt der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Evangelischen Krankenhaus Mülheim, stellte die Resultate jetzt bei einem Treffen mit internationalen Gefäßmedizinern in London vor.

„Das Verfahren ist an sich nicht neu, aber bisherige Stents waren meistens technisch nicht zufriedenstellend und drohten durch die hohe mechanische Belastung im Kniegelenk zu brechen und dabei das Gefäß irreparabel zu beschädigen. Stents im Kniegelenk kamen daher für uns Ärzte zunächst nicht in Betracht.“, berichtet Nolte-Ernsting. Am 26. März 2012 aber wurde im Evangelischen Krankenhaus Mülheim, erstmals im Westen, ein Knie-Stent der neuen Generation eingesetzt. Die Struktur dieses Tigris®-Stents aus einem Edelmetall-Geflecht mit Kunststoffbrücken und Heparinbeschichtung ist extrem flexibel und - das ist für das Knie entscheidend – er behält auch beim Biegen seinen Durchmesser.

Professor Nolte-Ernsting und Privatdozent Dr. Alexander Stehr erkannten die Chance, die sich mit den mechanischen Eigenschaften des neu entwickelten Stents speziell für Gefäßengen im Kniegelenk bot. Inzwischen wurden sie rund 50 Patienten eingesetzt und nach drei, sechs und zwölf Monaten überprüft. „Bei mehr als dreiviertel der Patienten besteht auch nach einem Jahr ein guter Durchfluss, und auch das persönliche Wohlbefinden ist gut.“ so Nolte-Ernsting. Damit kann die Behandlungspalette bei Engpässen in dieser kniffligen Körperzone entscheidend erweitert werden. Das bislang übliche Ballonverfahren, selbst mit medikamentöser Beschichtung, bietet nicht immer eine befriedigende Lösung. "Mit einem Standardballonkatheter ist bereits nach einem Jahr bei jedem zweiten Patienten das Gefäß wieder verengt oder sogar verschlossen.“, so Nolte-Ernsting. Solche Patienten mussten sich dann mehrfach behandeln lassen: „Oft blieb dann nur noch die Bypass-Operation.“

Ob nun eine Aufdehnung (Ballondilatation), die Abtragung der Auflagerungen im Gefäß (Katheter-Atherektomie), ob die Engstelle überbrückt (Bypass) oder ein Stent eingesetzt wird – welches Verfahren dem Patienten die besten Heilungschancen bietet, entscheidet sich im zertifizierten Gefäßzentrum am Evangelischen Krankenhaus Mülheim interdisziplinär. Diagnostik und Therapie werden gemeinsam mit dem Chefarzt der Gefäßchirurgischen Klinik, Privatdozent Dr. Alexander Stehr, detailliert besprochen. Der interventionelle Eingriff erfolgt durch Punktion der Leistenarterie in örtlicher Betäubung. Eine Vollnarkose ist nicht erforderlich. Der Stent wird unter Monitor-Kontrolle über einen dünnen Katheter bis zum beschädigten Blutgefäß im Kniegelenk geführt und dort nach Bedarf aufgedehnt.

Die in London vorgestellten Mülheimer Erfahrungen sollen auch in zukünftigen internationalen Publikationen der verfeinerten Therapie zum Standard verhelfen. Patienten, für die die neue Technik in Frage kommt, können sich direkt an das Gefäßzentrum im Evangelischen Krankenhaus Mülheim (Tel.: 0208 309-2441) und an die Gefäßchirurgie im Medizinischen Versorgungszentrum Mülheim (0208 409 20-600) wenden oder durch ihren Hausarzt überweisen lassen.