Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie

Die moderne Radiologie ist in der heutigen Zeit in der Diagnosestellung und Behandlung von Erkrankungen nicht mehr wegzudenken. Dabei steht sie für einen stetigen Fortschritt und ein hohes Maß an Innovationen. Mit dem kompletten Spektrum neuester Untersuchungsmethoden führen wir Sie mit der richtigen Diagnose zur erfolgreichen Therapie.

Als fünfte Klinik überhaupt und als erste in NRW ist die Radiologie am Evangelischen Krankenhaus Mülheim von der Deutschen Gesellschaft für interventionelle Radiologie als Zentrum zertifiziert worden.

Digitale Subtraktionsangiographie (DSA) und Interventionelle Radiologie

Unter "interventioneller Radiologie" fassen wir diagnostische und therapeutische bildgestützte minimal-invasive Eingriffe zusammen. „Interventionell" heisst „eingreifend"; der Radiologe ist also nicht nur Diagnostiker, sondern auch Therapeut. Die interventionell-radiologischen Eingriffe, wie Gewebebiopsien und therapeutische Prozeduren, werden durch die Haut (= perkutan) in Lokalanästhesie weitgehend schmerzfrei durchgeführt. Die bildgestützte Vorgehensweise erlaubt dabei eine präzise Planung und damit eine bestmögliche Schonung der Organe und Blutgefäße. Da bei perkutanen radiologischen Interventionen der Körper nicht operativ eröffnet werden muss, verkürzt sich die Aufenthaltsdauer des Patienten im Krankenhaus deutlich.

Neben der bildgesteuerten Gewebebiopsie umfasst die interventionelle Radiologie drei große Schwerpunkte, die den Patienten im Evangelsichen Krankenhaus routinemäßig angeboten werden:

 

1)
Der Arbeitsbereich Angiographie ist ein wichtiges Teilgebiet der interventionellen Radiologie und befasst sich einerseits mit der venösen und arteriellen Gefäßdiagnostik, andererseits mit minimal-invasiven, angiographisch gesteuerten Therapieverfahren zur Beseitigung von Gefäßverengungen (Stenosen) mit diversen Kathetern. Dafür steht dem Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie eine hochmoderne digitale Flachdetektor-Angiographieanlage zur Verfügung. Die radiologische Gefäßdiagnostik und -therapie ist dabei eingebunden in ein zertifiziertes interdisziplinäres Gefäßzentrum - dieses gewährleistet die fächerübergreifende optimale Betreuung von Gefäßpatienten in enger Zusammenarbeit zwischen Radiologen, Gefäßchirurgen und internistischen Gefäßmedizinern.

 

Wie läuft eine Angiographie ab?

In örtlicher Betäubung wird in eine Leistenarterie eine Hohlnadel durch die Haut (= perkutan) eingeführt. Durch diese sogenannte Seldinger-Nadel wird ein Führungsdraht in die Arterie eingebracht, über den ein Katheter an jede Stelle innerhalb des Körpers unter Röntgenkontrolle geführt werden kann. Durch den Katheter wird ein Kontrastmittel gespritzt, welches die Blutgefäße und durchbluteten Organe auf Röntgenaufnahmen sichtbar werden lässt. Hierbei tritt meist für wenige Sekunden ein harmloses Wärmegefühl im Körper auf. Über den Katheter können ebenfalls Instrumente, z.B. Ballons, Stents oder kleine Metallspiralen, eingebracht werden. Nach Abschluss des Eingriffs wird der Katheter entfernt, die Einstichstelle abgedrückt und ein Druckverband für 12 bis 24 Stunden angelegt.

Perkutane angiographische Methoden der interventionellen Radiologie haben in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen:

  • Erweiterung verengter Gefäße mit kleinen Ballons (Perkutane Transluminale Angioplastie, PTA)

  • Therapie von Gefäßerweiterungen mittels kleiner eingebrachter Metallnetze (Stents)

  • Embolisation; der künstliche Gefäßverschluss mit kleinen Metallspiralen oder winzigen Partikeln zur Stillung von Blutungen oder zur Unterbrechung der Blutzufuhr tumorversorgender Gefäße (s.u.).

2)
Ein weiterer Schwerpunkt der Abteilung ist die interventionell-radiologische Behandlung von Tumorpatienten - es werden sowohl primäre Tumoren wie z.B. das Leberzell-Karzinom oder sekundäre Tumoren wie z.B. Leber,- Lungen- oder Knochenmetastasen behandelt. Auch gutartige Tumore, wie das Gebärmutter-Myom eignen sich für eine perkutane interventionelle Therapie. Zur Bildsteuerung von Kathetern oder Sonden dient entweder die Angiographie oder die Computertomographie, gelegentlich auch die MRT. Alle lokalen bildgesteuerten Tumortherapien erfolgen in enger Abstimmung mit den in der Krebstherapie beteiligten medizinischen Fachdisziplinen (z.B. Chirurgie, Innere Medizin / Onkologie, Gynäkologie) - hierzu dienen regelmäßige (wöchentliche) interdisziplinäre Tumorkonferenzen.

 

Ein besonderes Verfahren zur perkutanen radiologischen Tumortherapie ist die sogenannte Radiofrequenzablation:

Es handelt sich um ein modernes bildgesteuertes Therapieverfahren, bei dem Tumore bis zu einer bestimmten Anzahl und Größe durch Hitzeeinwirkung zerstört werden. Hierbei wird unter computertomographischer oder sonographischer Steuerung eine Radiofrequenz-Sonde durch die Haut exakt in den Tumor eingeführt. Dann wird über die Sonde ein Wechselstrom in den Tumor eingeleitet. Dieser Wechselstrom führt zu einer Erhitzung des Tumorgewebes auf bis zu 100 Grad Celsius. Dies führt zur Zerstörung der Tumorzellen. Abgesehen von einem etwa 1 cm breiten Sicherheitssaum wird das gesunde Gewebe um den Tumor herum nicht angegriffen.

Die Radiofrequenzablation eignet sich zur Behandlung von Tumoren in der Leber, der Lunge, in den Nieren und in Knochen. Die Methode bietet sich als sehr gute Ergänzung zur medikamentösen und operativen Therapie an. Die Radiofrequenzablation kann auch dann noch erfolgreich eingesetzt werden, wenn nach einem früheren operativen Eingriff ein neuer Tumor gewachsen sein sollte.

Im Institut für Diagnostsiche und Interventionelle Radiologie des EKM wird heute das gesamte Einsatzspektrum der Radiofrequenzablation zur Tumortherapie angeboten. Die Radiologen des EKM arbeiten hierbei in enger intredisziplinärer Kooperation mit den Ärzten aus der Inneren Medizin (Onkologie) und der Chirurgie, um für jeden individuellen Patienten die optimale Tumortherapie zu gewährleisten.

3)
Ein dritter wichtiger Schwerpunkt der interventionellen Radiologie ist die perkutane CT-gesteuerte Therapie von Entzündungen und chronischen Schmerzen:

  • CT-gesteuerte Abszeßdrainage

  • Behandlung chronischer Rückenschmerzen durch gezielte Medikamentzugabe an die Nervenwurzel (PRT, Facetten- und ISG-Blockaden)

  • Behandlung der fortgeschrittenen, sehr schmerzhaften arteriellen Verschlusskrankheit durch Nervenblockade (Sympathikolyse im Brust und Lendenwirbelbereich)

  • Behandlung chronischer Tumorschmerzen (Plexusblockaden mit Lokalanästhetika und Alkohol)

Bei Fragen zu den genannten Verfahren, Unklarheiten hinsichtlich der Durchführung oder Terminabsprachen wenden Sie sich bitte an unsere Mitarbeiter. Wir stehen Ihnen jederzeit telefonisch, per eMail, oder, nach Absprache, persönlich zur Verfügung.