Alterstraumatologisches Zentrum

Stürze kommen bei älteren Patienten häufig vor. Doch anders als bei jüngeren Menschen ist es wichtig, nicht nur den entstandenen Knochenbruch zu behandeln. Warum ist der Patient gestürzt? Kommt er nach der Behandlung wieder ans Laufen? Und kann er anschließend sein gewohntes Leben fortführen oder muss sein Umfeld angepasst werden? Das sind Fragen, die für die Lebensqualität und Gesundheit der Patienten große Bedeutung haben - und für deren Beantwortung nicht nur ein Bereich der Medizin zuständig ist.

Leitung

Prof. Dr. med.
Johannes Schneppendahl
Tel.: 0208 309-2461
Fax: 0208 309-2465
mehr »
Email »
Sekretariat »

Fachärztin
Dr. med. Anneke Schoppe
Tel.: 0208 309-4371
Fax: 0208 309-3124
Email »

 

Ältere Patienten, die durch einen Sturz einen Knochenbruch erleiden, werden in der Unfallchirurgie mittels besonders schonender und individuell angepasster Operationsverfahren behandelt. Die Patienten können danach in der Regel wieder zügig aus dem Krankenhaus entlassen werden. Die Ursache des Sturzes bleibt dann jedoch in den meisten Fällen unklar. Auch besteht zu diesem Zeitpunkt häufig noch keine ausreichende Gangsicherheit.

Im Evangelischen Krankenhaus Mülheim haben sich daher die Experten der Unfallchirurgie und der Geriatrie zusammengeschlossen. Das interdisziplinäre Team behandelt Patienten über 75 Jahren, die nach einem Sturz einen Bruch von Becken, Oberschenkelhals, Bein, Wirbelkörper oder Ober-, bzw. Unterarm erlitten haben. Denn einen älteren, ggf. auch multimorbiden - das bedeutet mehrfach erkrankten - Patienten im Krankenhaus zu versorgen, erfordert nicht nur unfallchirurgische (traumatologische), sondern auch altersmedizinische (geriatrische) Kompetenzen. 

Besondere Anforderungen

Bei Patienten ab 75 Jahren nehmen Gangstörungen, daraus resultierende Stürze und damit auch sturzbedingte Verletzungen zu. Allerdings kommt es oftmals nicht zu einer Abklärung der zugrundeliegenden Gangstörung. Somit besteht nach der erfolgreichen Behandlung des akuten Knochenbruchs weiterhin ein erhöhtes Sturz- und Knochenbruchrisiko.

Vielen älteren Patienten fällt es nach der Operation zudem schwer, ihre Gangsicherheit wiederzuerlangen. Das Selbstvertrauen ist oftmals durch den Sturz reduziert, das Liegen im Bett sorgt für einen verstärkten Muskelabbau und lässt die Kraft und Ausdauer schwinden. Vorbestehende chronische körperliche und seelische Krankheiten beeinträchtigen den Patienten und den Heilungsverlauf zusätzlich. Außerdem kann es mit zunehmendem Alter vermehrt zu vorübergehenden Orientierungs-, Gedächtnis- und Verhaltensstörungen (Delir) kommen.

Ganzheitlicher Ansatz

Genau hier setzt das interdisziplinäre Team des Alterstraumatologischen Zentrums an. Bei älteren Patienten erfolgt bereits bei der Aufnahme ein strukturiertes Assessment, bei dem der Mensch im Ganzen betrachtet wird. Anhand von validierten Fragebögen wird der Grad der Mobilität und der Selbsthilfefähigkeit erfasst, Aussagen zu Kognition, Emotion sowie zum sozialen Umfeld des Patienten werden erhoben.

Bei Auffälligkeiten wird sichergestellt, dass dieser Patient in der Folge von Ärzten beider Fachrichtungen gemeinsam behandelt wird. Wenn notwendig, führen die Geriater weitere umfassende Assessments (siehe auch - Geriatrisches Assessment) durch, um den Patienten mit all seinen etwaigen Problemen und Defiziten möglichst vollständig zu begreifen.

Frühzeitige Rehabilitation

Je früher die rehabilitative Behandlung beginnt, desto größer sind die Chancen für die älteren Patienten, wieder so mobil zu werden wie vor dem Unfall oder Sturz. Ab dem dritten Tag nach der Operation beginnt in der Regel die frührehabilitative geriatrische Komplexbehandlung (GKB) mit Physiotherapie und Ergotherapie - natürlich schonend und auf die Kräfte des jeweiligen Patienten zugeschnitten.

Parallel dazu finden die weiteren unfallchirurgischen und die geriatrischen Behandlungen, wie eine Schmerzeinstellung, Delirbehandlung, usw., statt. So wird die Zeit optimal genutzt, um die Patienten nach einem Knochenbruch wieder zu mobilisieren und ihre Selbsthilfefähigkeit wiederherzustellen.

Weiterhin können durch die frühe gemeinsame Versorgung des Patienten manche Komplikationen, wie Infekte, Verwirrtheitszustände, Überwässerungen oder Dehydratationen, vermieden werden. Begleitend können schon Vorkehrungen für Zuhause getroffen und eingeleitet werden. Bei der Entscheidungsfindung und Problemlösung erhalten Sie von uns Unterstützung.

Über das interdisziplinäre Team

Zum Team des Alterstraumatologischen Zentrums gehören neben den Ärzten der beiden Fachabteilungen Geriatrie und Unfallchirurgie auch speziell geriatrisch geschulte Pflegekräfte, Physio- und Ergotherapeuten, Logopäden, Psychologinnen und die Mitarbeitenden der Pflege- und Sozialberatung.

Gemeinsam bieten wir unseren Patienten mit ihren besonderen und ganzheitlichen Anforderungen eine enge und vertrauensvolle Behandlung. Ziel ist es, unseren älteren Patienten eine sichere Rückkehr in die gewohnte häusliche Umgebung zu ermöglichen.

Auch nach dem Krankenhaus weiterhin gut betreut

Sollten nach dem Abschluss der stationären Behandlung im Krankenhaus noch weitere Defizite bestehen, kann nach Absprache mit den Patienten, deren Angehörigen und mit Unterstützung unserer Pflege- und Sozialberatung eine weitere Behandlung abgestimmt werden.

Als geriatrischer Vollversorger bieten wir verschiedene Möglichkeiten:

  • stationäre oder auch teilstationäre Anschlussheilbehandlung
  • weitere teilstationäre Behandlung in unserer geriatrischen Tagesklinik
  • ambulante physiotherapeutische und/oder ergotherapeutische Behandlung 

PDF-Download

Geriatrische Komplexbehandlung